Hosen runter! Ehe-Bruch muss nicht zum Ehe-Aus führen

Autoren: Sabine & Stephan Metz

Vor einiger Zeit besuchten wir einen „Love After Marriage“-Eheworkshop (LAM). Wir bekamen die Aufgabe, uns innerhalb der Tischgruppen ehrlich unsere Lebensgeschichten zu erzählen. Ein Pastor gestand dabei unserer Kleingruppe und seiner Ehefrau, dass er sie betrogen hatte. Bevor wir uns sammeln konnten, bekannte er noch einen weiteren Ehebruch.

Wie viel Ehebruch hält eine Ehe aus?

Tiefes Schweigen erfüllte unsere Gruppe. Wir schauten zwischen Ehemann und seiner Frau hin und her, noch immer baff darüber, Zeugen solch krasser Enthüllungen geworden zu sein. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich unsere Sprache wieder gefunden hatten, galt unser erster Augenmerk der noch völlig unter Schock stehenden Ehefrau.

Wie sich dann herausstellte, musste sie nicht zum ersten Mal ein solches Geständnis hören. Einige Jahre zuvor hatte er ihr bereits den ersten Ehebruch gestanden. Und nicht nur ihr, sondern auch seinen Kindern sowie seiner gesamten Kirchengemeinde! Wie viel Mut muss es ihn gekostet haben, einen wiederholten Ehebruch vor uns als Zeugen und seiner Frau zuzugeben?

Annahme bewirkt Ehrlichkeit

Nur eine Atmosphäre der absoluten Liebe und Annahme konnte solch eine Offenheit bewirken. Diese Offenheit und Ehrlichkeit rührte nicht nur unsere Herzen bis auf`s Tiefste. Sie führte auch dazu, dass ein weiterer Mann aus unserer Gruppe am nächsten Tag den Mut aufbrachte, seiner Frau ebenfalls Ehebruch zu gestehen. Obwohl sie sich ursprünglich für dieses Seminar angemeldet hatten, um eine bereits vorangegangene Untreue aufzuarbeiten.

Wie sich im Laufe des Workshops herausstellte, war der Pastor mit vier und acht Jahren von einer Frau sexuell missbraucht worden. Der andere Mann hatte schon mit acht Jahren Geld dafür angeboten bekommen, dass er einen anderen Jungen sexuell befriedigen sollte. Ist das Zufall oder gibt es da Zusammenhänge? Können solche sexuellen Prägungen Auswirkungen auf eine spätere Beziehung oder Ehe haben? Wir denken: Auf jeden Fall.

Die Ära sexueller PerversionBeziehungen nehmen Schaden 

Wir leben in einer Zeit voller sexueller Verdrehungen, oftmals schon in frühester Kindheit. Diese wirken sich immer beziehungsschädigend aus. Deswegen und aufgrund von anderen Zeitgeist-Phänomenen – Stichwort Pornografie – leben wir in einem Zeitalter von Süchtigen, die irgendwie eine Ausflucht aus der Misere ihres Alltags suchen. Leider betrifft dies auch immer mehr Christen.

Wer solche sexuellen Verdrehungen mit in seine Beziehung oder Ehe bringt, erlebt früher oder später, dass er oder sie sich nicht mit ganzem Herzen auf eine ehrliche, innige Beziehung einlassen kann. Zu tief haben sich die Bilder und Traumata im Unterbewusstsein verankert.

Wo ist der Ausweg? Wir meinen: 

– Hier hilft nur ein ehrlicher Umgang mit sich selbst und seiner Lebensgeschichte: Vor sich selbst und vor Gott sowie die Bereitschaft, sich seiner Vergangenheit und seinen Fehltritten zu stellen. Nur dies kann aus unserer Sicht zu echter Vergebung und Heilung führen. Diesen Weg waren unsere beiden Männer bereit zu gehen und konnten dadurch sowohl die Scham als auch die Ausweglosigkeit aus ihrem Leben werfen.

– Ein weiterer Durchbruch kann geschehen, wenn auch der betrogene Ehepartner einen Rahmen bekommt: In dem er ehrlich darüber sprechen kann, was dieser Vorfall mit ihm gemacht hat. Oder wo auch sein Anteil daran gelegen haben könnte. Im Fall unserer beiden Paare konnte tiefe Versöhnung stattfinden, weil auch die beiden Frauen ihr Verhalten ihren Männern gegenüber reflektierten.

– Tiefe Vergebung – nicht nur der Tat selbst: Beide Paare haben sich in einem ausgiebigen Vergebungsprozess nicht nur die Taten selbst vergeben. Sondern auch das, was diese über die Jahre für Auswirkungen in ihrer beiden Leben hatten. Beispielsweise, dass sie sich abgelehnt fühlten oder spürten, nicht wirklich vertrauen zu können. Emphatisches Nachempfinden des Schmerzes des Partners kann dabei helfen, dass der betrogene Ehepartner es schafft, aus der Opferrolle und anklagenden Haltung herauszutreten. Das ist auf beiden Seiten eine Entscheidung, die weitere Wege der Heilung eröffnet.

Einheit statt Bruch

Auch wenn unsere vier Gruppenmitglieder sehr geschüttelt wurden und fünf Tage Eheworkshop nur der Beginn des Heilungswegs war, sind beide Ehepaare inzwischen in einer neuen Einheit und Innigkeit verbunden. Vergebung und Heilung sind ein Prozess, den man nicht abkürzen kann. Allerdings kann wiederum nur wahre Offenheit und Transparenz göttliche Heilung zur Folge haben, weil verstecktes Fehlverhalten immer auch den Partner betrifft und schädigt.

Seit wir die LAM-Eheseminare selbst leiten, machen wir immer wieder folgende Erfahrung: Ehepaare finden erst nach dem Bekennen eines gravierenden Vergehens in wirkliche Einheit zusammen, wie Gott sie sich vorstellt. Weil der die Beziehung zerstörende Teufelskreis durchbrochen werden kann. Und das muss nicht (immer) zum Bruch, sondern kann mit Gottes Hilfe zu einer gesunden Beziehung führen.

Autoren: Sabine & Stephan Metz

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