Gemeinsam für unsere Städte

In der aktuellen Ausgabe der GGE-Zeitschrift „Geistesgegenwärtig“ durften wir einen Beitrag leisten.

Gemeinsam für unsere Städte

Wir alle sehnen uns nach Orten und Städten, in denen Frieden, Freude und Gerechtigkeit erlebbar ist und das Leben aufblüht. Doch nur wenige Menschen in dieser Welt erleben das. Viele erfahren tagtäglich Gegensätzliches.

Stell dir vor, deine Stadt wäre eine reale Person. Wie würdest du sie beschreiben?

  1. Spiritueller Blick: Wie weit ist sie von Gott entfernt? Was denkt sie über Gott? Woher bekommt sie ihre Identität?
  2. Sozialer Blick: Wo hat sie Wunden? Was schmerzt sie? Wo gibt es Abhängigkeiten?
  3. Systemischer Blick: Wo lebt sie nach destruktiven Überzeugungen? Welches Denken hält sie gefangen? Wo stimmt sie nicht mit Gottes Weltbild überein?

Was machen diese Blicke mit dir?

Vielleicht geht es dir wie uns als Gemeinde vor über 25 Jahren. Wir waren besorgt um den Zustand unserer Stadt: „Jemand sollte hier etwas tun!“ Doch dann hatte Gott zu uns durch die Bibelstelle der Speisung der 5000 gesprochen in der Jesus sagt: „Gebt doch ihr ihnen zu essen!“ Es war an der Zeit Verantwortung zu übernehmen.

Gott nahm uns als Gemeinde auf eine Entdeckungsreise und hat uns Stück für Stück offenbart was Jesus in Joh 17,15-18 betete: Ich bitte dich nicht, sie aus der Welt herauszunehmen; aber ich bitte dich, sie vor dem Bösen zu bewahren. Sie gehören nicht zur Welt, so wenig wie ich zur Welt gehöre. Mach sie durch die Wahrheit zu Menschen, die dir geweiht sind. Dein Wort ist die Wahrheit. So wie du mich in die Welt gesandt hast, habe ich auch sie in die Welt gesandt.

Folglich gilt was Theologen wie Moltmann und Bosch geprägt haben: Die Gemeinde hat keine Mission, Gottes Mission hat eine Gemeinde. Diese Aussage hat uns auf mehreren Ebenen herausgefordert.

  1. Theologie: Zuerst mussten wir feststellen, dass Gott unser Evangelium erweitern musste. Denn durch die Erlösung von Jesus Christus am Kreuz wurde nicht nur jeder Person ermöglicht persönliche Errettung zu erleben, sondern die ganze Schöpfung darf sich über Wiederherstellung freuen (siehe Kol 1). Gott möchte den Himmel auf Erden bringen und lädt uns als Christen ein, unsere Rolle in seiner Geschichte mit seiner Welt zu spielen.
  2. Philosophie: Es brauchte eine Veränderung in unserem Denken. Als Erstes wurde uns klar, dass Menschen nicht nur zu einem Gemeindeprogramm kommen, sondern sie das Programm Gottes in ihrer Welt sind. Gemeinde ist also ein Ort der Zurüstung und Sendung. Zweitens wurde uns bewusst, dass andere Kirchen, Gemeinden und Werke eine entscheidende Rolle dabei spielen, die gemeinsame Mission zu erfüllen. Drittens durften wir unsere Haltung gegenüber der Welt erneuern. So wie Jesus mit Gnade und Wahrheit in die Welt zum Anfassen kam, dürfen wir ihn jetzt verkörpern (vgl. Joh 1,14; Eph 1,23).
  3. Strategie: Das Ziel und die Begeisterung dafür ist das eine, der Weg dorthin und die praktische Umsetzung das andere. Neben einer konkreten Vorgehensweise für uns als Gemeinde, hat Gott uns ein generelles Verständnis geschenkt, wie wir als Christen seine Gegenwart in unseren Städten repräsentieren können. Gott hat uns für diese Mission etwas Wunderbares anvertraut (1 Korinther 13,13): Glaube – der ein Zuhause schenkt, Liebe – die Heilung bringt und Hoffnung – die Frieden wieder herstellt.

Kannst du dir vorstellen welche Frucht Glaube auf der spirituellen, Liebe auf der sozialen und Hoffnung auf der systemischen Ebene in deiner Stadt hervorbringen kann?

Als Gemeinde sind wir also nicht dazu berufen uns, um uns selbst zu drehen, sondern wir sind eine Family on Mission, die Menschen befähigt Stadtgestalter zu sein und sich gemeinsam für das Beste der Stadt einsetzt.

Das Entdecken der Mission Gottes ist entscheidend. Da sie viel zu groß für jede einzelne Gemeinde ist, führt es automatisch dazu, dass man sich in seiner Stadt mit vielen anderen verbindet. Es entsteht eine Einheit für Mission, die viel stärker ist als eine Einheit, um der Einheit willen, bei der jeder immer noch „sein Ding“ macht.

Weltweit entstehen und entwickeln sich in Städten neue organische Bewegungen, die sich als Missionale Ökosysteme verstehen. Diese Art von Plattformen haben drei Charakteristika, die wir so auch in Stuttgart erleben:

  1. Verbinden: Beziehungen zwischen Verantwortlichen unterschiedlicher Kirchen, Gesellschaftsbereiche, kultureller Hintergründe und Generationen entstehen. Über Austausch, Gebet und viel Kaffee wächst ein Miteinander und die Verantwortlichen befähigen sich gegenseitig.
  2. Ausrichten: Die Zusammenarbeit findet nicht in erste Linie durch gemeinsam Aktivitäten statt. Wir fragen uns vielmehr, was wir zusammen auf spiritueller, sozialer und systemischer Ebene verändern möchten. Jede Gemeinde trägt dann in ihrer Art und mit ihrer Stärke zur Zielerreichung bei.
  3. Erfolge feiern: Immer wieder betrachten wir die positive Frucht und danken Gott dafür.

Allein in Deutschland gibt es 82 Städte mit über 100.000 Einwohner und es ist herrlich zu beobachten, was sich dort behutsam entfaltet. Für die Verantwortlichen dieser „Stadtnetzwerke“ gibt es die Möglichkeit sich über die Initiative Gemeinsam für unsere Städte gegenseitig zu inspirieren, voneinander zu lernen und über den deutschen Tellerrand hinauszublicken.

Gott sehnt sich nach Frieden, Freude und Gerechtigkeit in unseren Städten und er wirkt es durch uns.

Bastian Hagenlocher leitet die Gemeinde Doxa Deo Stuttgart und die Stadtreformer. Die Stadtreformer sind Teil der globalen Bewegung City Changers Movement, die Verantwortungsträger befähigen ihre Welt zu gestalten. Ebenso ist er im Vorstand von Gemeinsam für Stuttgart und verantwortet die Initiative Gemeinsam für unsere Städte.

http://www.doxadeo.de
https://www.die-stadtreformer.de
https://citychanger.org
https://gemeinsam-fuer-stuttgart.de

Die komplette Ausgabe der Zeitschrift findest du unter https://gge-deutschland.de/publikationen/

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