Der Buchtipp für den Sommer: Von der Kunst, sich selbst zu führen

„Ich halte die Fähigkeit zum Verzicht für eine (wenn nicht die) Schlüsselkompetenz für ein befreites Leben in unserer postmodernen Gesellschaft. Viele der in diesem Buch besprochenen Aspekte der Selbstführung sind nichts weiter als eine Einladung, sich in der Kunst des Verzichts zu üben. Wer sie erlernt, findet Freiheit.“ 

Zu diesem Statement kommt Thomas Harry am Ende seines Buches (S.314), nachdem er mit seinem Leser die großen Fragen der SELBSTVERANTWORTUNG | SELBSTKLÄRUNG | SELBSTFÜRSORGE | SELBSTSTEUERUNG beackert hat. 

Sommerlektüre – Der Blick von der Meta-Ebene

Die Sommerzeit ist eine gute Gelegenheit sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen. Auf dem Blog ist es deshalb schon eine Tradition, dass es passende Buchtipps für diese Zeit gibt. In diesem Jahr ist es aber nur ein Buch! Warum? Als Führungskraft ist es enorm wichtig einmal anzuhalten, die Vogelperspektive einzunehmen, von der Meta-Ebene aus mit Abstand auf sein Sein, Leben und Leiten zu schauen. Genau dabei hilft der neue Härry.

Die Stärken des Buches

Thomas Härry schreibt als Leiter, der den Weg, den er aufzeigt, selbst gegangen ist. Und immer wieder geht. Als ein Praktiker, der gleichzeitig ein toller Beobachter, Leser, Denker und Reflektierer ist, nimmt er seine Leser mit. Jeder kann ihm folgen. Die Überlegungen sind konkret, lebensnah, offen und umsetzbar. Die Hilfen zur Weiterarbeit, die Thomas im Text und im Anhang zur Verfügung stellt, können direkt angewandt werden. Ob allein in Tagen der Stille, oder im kleinen Kreis im Austausch mit „Leiterfreunden“ oder als Anleitung der nächsten Leitergeneration: Das Buch kann vielfältig verwendet werden.

Der Aufbau

Der Aufbau geht von innen nach außen. Das ist gesund und belastbar. Führungskräfte übernehmen Verantwortung, das kennzeichnet sie. Was ist die erste Verantwortung?

Die Selbstverantwortung! Damit beginnt der Leiter, die Leiterin! Der Apostel Paulus sagte schon den Ältesten von Ephesus: „Gebt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde …“(Apostelgeschichte 20,28). „Wer sich selbst nicht leiten kann, kann auch keine andere Person leiten …“ schrieb der Harvard Professor Bill George, der 1000 internationale Studien zum Thema Führungskräfte untersucht hat. Härry startet also genau richtig! Dann nimmt er den Leser zur nächsten Etappe mit:

Selbstklärung! Ohne Klarheit der eigenen Identität, Fähigkeiten und Absichten wird es schwer eine gesunde Führungskraft zu werden. Schnell wird der Leiter doch nur eine Kopie, vielleicht sogar ein Manipulator oder ein Blender! Wer denkt, dass es jetzt mit der Selbstreflexion geschafft ist, den überrascht Härry. Im Gegenteil! Es geht noch tiefer: Aus welchen Quellen lebt eine gesunde Führungskraft?

Die Frage der Selbstfürsorge kommt im 3. Hauptteil zur Sprache. Als Ressourcen bearbeitet er die Spiritualität, Beziehungen und die seelische u. körperliche Vitalität. Diese Quellen erinnern mich an die Entwicklung von Jesus: „Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gunst bei Gott und Menschen.“ Lukas 2,52. Eine ganzheitliche Entwicklung in den grundlegenden Aspekten unseres Seins!

Das Buch schließt mit dem 4. Hauptteil der Selbststeuerung. Thomas geht den Fragen nach den eigenen Emotionen, Beziehungen und Aufgaben nach. Wie bleibe ich handlungsfähig, auch wenn meine Emotionen aufgewühlt sind? Nein sagen oder Ja sagen als Schutz. Konflikte bewältigen. Die sechs großen Lebensbereiche ins Gleichgewicht bringen. Meine Lebensphase verstehen. Und schließlich die Freiheit erlangen, die nur durch Verzicht erreicht wird.

Fazit

Die Vielfalt und Tiefe des Buches speist sich aus der reflektierten Lebenserfahrung des Pastors u. theologischen Lehrers. Erfolge und Niederlagen spricht er offen an. Auf diesem Weg wird der Autor ein guter „Gesprächspartner“ und Mentor für den Leser. Kein Zuchtmeister. Kein unerreichbares Ideal, dem man nur Bewunderung entgegenbringen kann. Die weite Kenntnis des Autors der unterschiedlichen Literatur blitzt an vielen Stellen des Buches auf. So eröffnet Härry den Weg zu wertvollen Einsichten und Beobachtungen anderer Fachleute und Denker. Immer wieder lässt er sie zu Wort kommen und sich selbst von ihnen auf dem Weg führen. Das finde ich stark. In einzelnen Passagen des Buches hätte der Autor – für den Sachanteil in meiner Persönlichkeit – auch etwas schneller auf den Punkt kommen können. Da „Von der Kunst, sich selbst zu führen“ aber mehr ein Kurs- als ein Lesebuch ist, geht das am Ende schon in Ordnung. Ich kann es allen Verantwortlichen, die qualitative Impulse zur Selbstleitung suchen, sehr empfehlen!

 

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Thomas Härry – Von der Kunst, sich selbst zu führen

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